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Schulungspartnerschaft mit der Fachhochschule Polizei
Seit dem Frühjahr 2021 wird von der Fachhochschule Polizei in Sachsen-Anhalt eine kooperative Projektmaßnahme umgesetzt. Diese zielt auf die nachhaltige Vermittlung von handlungsorientierendem Wissen zu den Themen Flucht, Migration und Interkulturalität, zu Herkunftskontexten und spezifischen Lebenslagen nach der Einwanderung von Migrant*innen in Sachsen-Anhalt. Die Auseinandersetzung mit auf spezifischen Sozialisationskontexten beruhenden Kommunikationsweisen oder Handlungslogiken soll den operativen Kräften in Kriminal- und Schutzpolizei dabei helfen, das Handeln des polizeilichen Gegenübers besser einordnen und verstehen und situativ angemessen reagieren zu können. Der Kompetenzerwerb soll handlungsentlastend wirken und die situative Handlungssicherheit erhöhen; Mißverständnisse reduzieren und in Einsatzsituationen potentiell häufiger deeskalieren helfen.
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Auch der Perspektivwechsel, insb. die Auseinandersetzung mit individuellen Biographien und Erfahrungen von Geflüchteten oder mit Rassismuserfahrungen von Migrant*innen in Sachsen-Anhalt, wird zum Thema gemacht, wobei es auch um die Annäherung an einen teils negativen Blick auf die Polizei geht - der sich bereits aus Erfahrungen mit korrupten und gewalttätigen Sicherheitskräften im Herkunftsland speisen kann.
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Das dafür von Prof. Thomas Enke und Dr. Nicole Bartsch an der Fachhochschule Polizei im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt erarbeitete mehrstufige Konzept zur Erhöhung der Interkulturellen Kompetenz in der Landespolizei wurde gemeinsam mit Fachkräften des Zentrums für Bildung, Jugendhilfe und Migrationsarbeit e.V. - koordiniert von unserem Referenten und Trainer Hans Goldenbaum, der auch das Curriculum federführend mitentwickelt hat - zusammen mit der Landespolizeipfarrerin der EKM Thea Ilse und dem Polizeitrainer und Erwachsenenbildner Silvio Klawonn im Rahmen von zwei jeweils sechswöchigen Schulungen für Multiplikator*innen konkret in die Praxis umgesetzt. Ein wesentlicher Aspekt dabei: Polizeikräfte schulen Polizeikräfte. Bisher konnten etwa 25 Bedienstete als solche Multiplikator*innen gewonnen und ausgebildet werden. Die Ausbildung besteht aus drei aufeinander aufbauenden Modulen, in der Inhalte praxisnah vermittelt werden, unter anderem durch eine anschauliche und multimediale Gestaltung, inhaltliche und fallbezogene Gruppenarbeiten und Selbstlernphasen. Zudem sind Begegnungen mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern aus migrantischen Communities und religiösen Gemeinden ein zentraler Teil der Ausbildung.
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Nach Ausbildung der ersten Kohorte erklärte Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Mit dem Einsatz von Multiplikatoren aus der Landespolizei und einem neuen, praxisnahen Ausbildungskonzept haben wir einen innovativen Ansatz gewählt, der bundesweit bisher einmalig ist. So stellen wir sicher, dass die Interkulturelle Kompetenz der Landespolizei weiter gestärkt wird.“
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Die Entwicklung des Curriculums, die Umsetzung der Ausbildung der Multiplikator*innen und deren fortlaufende Fortbildungstätigkeit in ihren Polizeiinspektionen in dreitägigen Fortbildungsmaßnahmen, in Koordination der FH Polizei, wurde und wird durch Referent*innen und Trainer*innen des Zentrums für Bildung, Jugendhilfe und Migrationsarbeit e.V. federführend umgesetzt bzw. unterstützt. Wir glauben an Sinn und Erfolg des Projekts und unterstützen es voller Elan.



